Kreissig- Osteopathie

Osteopathie & Bandscheiben: Aufbau, Funktion und Tipps zur Vorbeugung

Osteopathie & Bandscheiben- Aufbau, Funktion und Tipps zur Vorbeugung - Christoffer Kreissig

Christoffer Kreissig

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Tagtäglich begegnen mir Menschen in meiner Praxis, die mit Schmerzen im Rücken zu mir kommen und sich vorab oft selbst (mithilfe von Google) die Diagnose “Bandscheibe” gestellt haben. In 95 % der Fälle liegen sie vollkommen falsch. Da es einige Irrglauben und Mythen zu den Bandscheiben gibt, werde ich dieses Thema mal aus meiner osteopathisch-medizinischen Sichtweise erklären und somit hoffentlich auch aufklären. Beginnen wir mit dem Fundament.

Was ist eine Bandscheibe? Aufbau & Funktion

Die Bandscheibe ist ein flexibles Polster zwischen den Wirbeln der Wirbelsäule, deswegen wird sie Discus intervertebralis genannt, also Scheibe zwischen den Wirbeln – mal frei übersetzt. Sie besteht aus zwei Hauptteilen:

  • einem Gallertkern (Nucleus pulposus) – der wie ein Gel Stöße abfedert,
  • einem Faserring (Anulus fibrosus) – der Stabilität und Halt gibt.

Als Osteopath sehe ich die Bandscheibe nicht isoliert, sondern als Teil eines großen, funktionellen Netzwerks aus Muskeln, Faszien, Gelenken und Nerven. Durch spezielle Testungen kann ich hochwahrscheinlich einen Bandscheibenvorfall ausschließen und mich auf die Suche nach der eigentlichen Ursache des Schmerzes, der Bewegungseinschränkung oder Blockade machen.

Wozu dienen die Bandscheiben?

  • Stoßdämpfer für den Körper: Sie verteilen Druck und Belastungen in der Wirbelsäule.
  • Ermöglichen Beweglichkeit: Beugen, Strecken, Drehen und Seitneigen sind ohne Bandscheiben nicht möglich.
  • Schutz der Nerven: Sie verhindern, dass Wirbel aufeinander reiben und sensible Nerven eingeklemmt werden.

Kurz gesagt: Gesunde Bandscheiben = schmerzfreie Bewegung & Lebensqualität.

Warum sind Bandscheiben so wichtig? Der osteopathische Blickwinkel:

Die Bandscheiben sind nicht nur lokale Strukturen im Rücken – sie sind mit dem gesamten Körper vernetzt. Osteopathisch betrachtet hängen sie zusammen mit:

  • Becken- und Hüftstellung,
  • Muskel- und Faszienketten,
  • Atmung und Haltung,
  • Stress- und Spannungslevel.

Ein Problem an den Bandscheiben wirkt also auf den ganzen Organismus – und umgekehrt.

Was brauchen Bandscheiben, um gesund zu bleiben?

  • Bewegung: Da sie keine eigene Blutversorgung haben, versorgen sich Bandscheiben über Bewegung und Druckwechsel mit Nährstoffen. Würdest du den ganzen Tag liegen oder sitzen (hust), wäre das ungesund für die Bandscheiben. Es kamen schon Patienten zu mir, die 40 Jahre durch Sitzen an ihrem Bandscheibenvorfall gearbeitet haben.
  • Balance: Osteopathisch wichtig – ein muskuläres Gleichgewicht mit einer guten Mind-Muscle-Connection und Stärke (!), das Fehlbelastungen verhindert.
  • Regeneration: Schlaf und Entlastung geben den Bandscheiben Zeit, sich zu erholen. Immer im Hinblick auf eine gesunde Belastung.
  • Gesunde Ernährung und Konsum: hält sie wie jedes andere Gewebe fit. Ein Haus ist nur so stabil, wie die Qualität der verwendeten Materialien.

Ursachen für Bandscheibenvorfälle – aus osteopathischer Sicht

Ein Bandscheibenvorfall entsteht, wenn der Faserring reißt und der Gallertkern nach außen drückt. Klassische Gründe sind Bewegungsmangel, “falsches” Heben oder Übergewicht. Doch osteopathisch gehen wir tiefer:

  • Blockaden: Schon kleine Dysbalancen im Becken oder der Lendenwirbel können Bandscheiben einseitig überlasten.
  • Ungleichgewicht in den Muskeln & Faszien: Wenn Spannungen nicht im Gleichgewicht sind, landet der Druck auf einzelnen Bandscheiben.
  • Stress: Daueranspannung verändert Muskeltonus und Haltung – eine unsichtbare Ursache vieler Bandscheibenprobleme.
  • Alterung & Abnutzung: Verstärkt durch fehlende Bewegung, einseitige Belastungen und eine ungesunder Ernährungsweise.

Osteopathie behandelt nicht nur die schmerzende Bandscheibe – sondern sucht nach den tieferliegenden Ursachen im gesamten Körper.

Typische Symptome bei einem Bandscheibenvorfall

  • Rückenschmerzen, die in Arme oder Beine ausstrahlen
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln
  • Muskelschwäche in betroffenen Bereichen
  • Schmerzen beim Bücken, Strecken, Sitzen, Stehen

Osteopathisch betrachtet: Oft ist es nicht nur der Vorfall selbst, der die Beschwerden macht – sondern das Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Faszien.

Osteopathische Behandlung bei Bandscheibenproblemen

Als Osteopath schaue ich auf das Gesamtsystem:

  • Untersuchung von Haltung, Beckenstellung und Beweglichkeit der gesamten Statik des Körpers
  • Lösen von Blockaden und Verspannungen, auch der betroffenen Organe (unterer Lendenbereich bei starken Blutungen/Menses beispielsweise)
  • Verbesserung des Gleichgewichts im Bewegungsapparat in allen Ebenen (seitlich wie auch in Drehung und Axial)
  • Techniken und Hilfestellungen zur Entlastung der betroffenen Strukturen
  • Und alles im Zusammenspiel via des Alltages des Patienten

Das Ziel: Nicht Symptome bekämpfen, sondern Ursachen finden und lösen

Tipp vom Osteopathen: So schützt du deine Bandscheiben

  • Weniger sitzen, mehr stehen und sich bewegen
  • Unterschiedliche Sitzvarianten im Zweifel
  • Täglich 1–2 Stunden bewegen und nicht nur zum Drucker und zurück
  • Gesund ernähren, Verzicht auf Gifte und verarbeitetes Essen
  • Pilates und Yoga als wöchentlicher Begleiter
  • Ausdauersport und Kraftsport, mindestens je eine Einheit pro Woche

Schon wenige Minuten am Tag machen einen Unterschied. Meine Empfehlung: 20-30 Minuten Sport pro Tag.

Fazit: Osteopathie kann deine Bandscheiben entlasten

Bandscheiben sind unscheinbare Helden – solange sie gesund sind. Erst nach Jahren und wenn sie überlastet sind, wird klar, wie wichtig sie für unsere Beweglichkeit sind.

Die osteopathische Sicht zeigt: Bandscheibenprobleme sind nie nur lokal – sondern das Ergebnis von Ungleichgewichten im ganzen Körper.